Ich suche dich, o Antwortauf eine Fragedie Raum und Zeit durchdringt:Warum?Durchs Leben leiden?Warum sich aufgeben für Höheres?Warumdas Streben,wenn doch nur das Sterbenwartet?Ah, der Tod. Weil wir nicht mehrdaran glauben, worum die Ägypter, gar die Griechenwussten:Weiß man denn um das Leben nach dem Tod,ja:Da lebt es sich ganz anders!Pyramiden werden gebautund Gedankensysteme geschmiedet,um des Daseins Samen entfaltenddie Herrlichkeit prachten zu lassen!Aber wir,wir bodenloses Zeitalter,wir jüngster Geist, dem der Glauben fremd geworden ist,wir ertrinken in der kälter werdenden Welt,während sich unsre Erde erhitztaufgrund dieser Kälte – Distanz!Warum?Warum, wenn alles dem Untergang geweiht ist? Nicht nur die Welt,auch der Mensch,und sogar: man selbst! Warum?!
Da brechen Wellen aus allen Seitenund fluten sich im Mittelpunkt empor;entdringen klingend in alle Weiten,berühren spürend die Weltenheitenund einen sich im ewigen Zuvor.
Frohes, neues Jahr euch allen! Kraft und Mut und Lust und Laune, schwere wie auch leichte Zeiten, Glück und Trauer, Schmerz und Erfüllung, ja: Lebendigkeit, das wünsch ich euch! Und so folgt das erste Gedicht des Jahres 2022: Dunkelheiten,Sternensaat;klaffende Weiten,Gottesstaat;endliche Leereunendlich gefüllt –aus lauter bunter Lichterschwereleichter Stoff das Dasein fest in Stille hüllt.
Nein, Erich Neumanns Buch hab ich diesbezüglich noch nicht gelesen. Hab aber gehört, dass er – als Schüler C. G. Jungs – nicht ganz unlesenswert sein soll. Im Anklang an das letzte Sonntagfest mein frischestes Gedicht, in gleichzeitig bester Dichter-Übung des Sonnettes! Die große Mutter Und ewig nimmst und hältst mit deinem Gebendie Herzen deiner Kinder du im Grunde,der warm uns bettet; und vor jeder Wundebeschützt du uns mit deiner Brust fürs Leben. Der Nabel zeugt vom Ursprung aller Trennung.Und lässt dich höchste Mutterschuld erleiden:Ein Teil von dir aus eurer Ganzheit scheiden –Verdammt für immer dich zur Anerkennung? Wie du mit diesem Urschmerz lebst – zum Trotze? –und über das unendlich klaffend Weitedas All erhältst, mit Dasein füllst das Sterben. […]
What?! Ich meinte: “Der Selbstpfeil” UND “Tunnel”. Beide Gedichte sind hier bereits veröffentlicht, jetzt nochmal “inszeniert”:
Imitationsanfälle – Inspiration – wo ist da der Unterschied? Versuch einer modernen Stellungsnahme: Die unfröhliche Wissenschaft Das Wesen der Welten will wildern,verbildert in taktendem Licht.Zerfaktend das Wilde zu mildern:was Wissenschaft sucht und verbricht. Sie eifert ins eisige Nichts.
Dem Hochbunker der letzten Woche folgt nun das Tunnelgeflecht im Grund allen Seins. BÄM! Große Worte, kleiner Geist. Aber das Gedicht spricht für sich selbst. Hoffentlich. (Das tausendste Mal Todesfuge hören und “Wasser und Feuer” lesen hat mich hierzu bewegt: nämlich das Reimen hinten an zu stellen, und rein auf die Melodie der Zeilen zu achten.) Ich wünsche Euch eine besinnliche Zeit! Tunnel Trägt sich aus dem Tunnelendeentlang der schwarzen Wände nichtdas Lichtzu dir,in jedem Augenlichtblick? Wie ist es mit dem Seh-Sinnen,wenn es am Gestein zerrinnen will,wo Rillenschattenblicken lassenauf das Scheinweltendunkeldes Unsergrunds? Dort,wo Sinnen sich mit Zweifel eint,wo jeder Tunnel noch so gleich erscheintund erst gar nicht ist,weil sich nichts mehr unvereintals Alles in die Ganzheit frisst? Wie könnte dann […]
Jetzt werden aber die alten Kamellen ausgegraben, 2018, denk ich. Selbstverständlich über die Jahre verfeinert, drei, vier, fünf Mal … aber ein Apfelbaum passt einfach zu gut zum letzten Blogeintrag, meiner Meinung nach. Fürchterliche Furchen fraßen sich empor,für die funkelnden Früchte am verästeten Geende.“Seltsam verwinkelter Stamm,wie verlierst du dich nur in deiner Baumkrone?An deiner schwarzen Raurindetrocknet das Harz, und deinem Alter zum Trotzetreiben,bald lebenssaftig,schon leuchtend, wie deine Innenwelt,zwischen wenig grünen Astherzen,deine Kinder hervor.”
In Gedanken an den Cherub Rilke, der die deutsche Sprache und deren Melodie-Potenzial in einer unvergleichlichen Weise gemeistert hat; dem ein oder anderen dürften da “gewisse” Parallelen in der Rhythmik auffallen. ÄHEM. Die Augen, deine, brechen Wirklichkeit,als fielen aus den Himmeln fern die Sterneauf mich; ein kleiner, schwacher Punkt der Erde. Aus diesem Echten, wächst der Dämon „Werde!“und führt mich liebevoll zur Einsamkeit. Wir alle leiden. Alles Leid erhellt.Und alles ist ein Teil: und nichts zu neiden. Und da bist du, doch, in so naher Ferne, dass Trauer mich, als Glück der Welt, befällt.
Samtig braun in Tropfenform schlummernder Baum,was versteckst du dich in Kleinheiten des Lebens?Was ruhst du im geschützten Fruchtgehäuse,als ob du wüsstest, dass du oder einer von euchdas Notwendige tun wird? Du irre Vielzahl, die du in einem deiner vielen Früchte,wie du sie zur Schau, in schöner Farbe, hinter Düften,mittels der allerersten Sprache, von der du weißt,dass sie gehört werden wird,in deinen Kronen trägst, trotz deiner Sinnlosigkeit. Dass du Mysterium dich in all dem Chaos zurecht gefunden hast!Gesetze der Natur – gesetzt?Die Wahrheit im Baume, die Wahrheit im Mensch –die Wahrheit im vielschichtigen, sich verändernden Subkosmoshalboffener, stets verbundener Systeme des Daseins. Und das viele Nichts, in all den Zwischenräumen,aus denen fraktalartige Spiralen in die Unendlichkeit kreisen,die Geschichte von alles und nichts […]