Eine Ahnung bloßzum Aufbruch führte,auf den Weg,der sich dir offenbartein Schmerzen, Zweifel – Hässlichkeitder Hügel und der Wälder Weiten,die dich vergessen machten,dich nur noch vertrauen ließenauf das Weitergehen, das Vollenden –das die Ahnung ganz allein bestätigte:Erwartungen brechen,Stärke kommt und geht,keine Qual ist Grund genug, um aufzugeben,und mit den Tränen trägstdas festeste Geschenk der Seele dubis zum letzten Augenblicknach Haus.
Blutiger Federzausum ein klaffendes Leibchenauf dem moosigen Betonirgendeines Hinterhofs. Aus naher Ferne gaffen sieauf ihr verlassenes Geschwister,dessen Flügelflaum vereinzelt tanztim Winterwind,der diesen einen Todfarbenfroh einfriert – bis ein Jemand es entsorgtin einem der schwarzen Abfallstände,die um diesen Spielplatz blinder Taubenthronend ruhen.
Trotz tanzendem Fließenströmt er in nur eine Richtung;ein Mit- und ein Gegeneinanderdes lebendigen Wassers.Steinerne Uferum rinnende Gleichmäßigkeit –ungebrochen zeitlos.Kleine Blätter treiben,die letzten Mücken schwirren,eine Fledermaus frohlocktim himmelshellen Nachtbeginn;während Krähenherdenzu hunderten hinfort ziehen,und aus der StadtMotoren dröhnen –in den Kirchen,da lebt noch Gott;dort bin ich ihm vorhin begegnet –und auch hier: Im Fluss – als Fluss –,der vor meinen Füßenwellend Straßenlichter dehnt. –Was brachte mich hierhin?
Bin kein Verfechter von Halbherzigkeit. Oft genug ist die Inspiration zu überwältigend, als sie in reiner Feinheit einzufangen; da schreibt man sich einen ab und fängt sich einen ein, was das Zeug hält, um dann, oft schon am nächsten Tag, die eher mittelmäßige Qualität des Eingefangenen feststellen zu müssen. Was dann noch bleibt, wenn dieses rohe Werk einen noch berührt: Schleifen und schleifen, vom Dreck befreien, Überflüssiges reduzieren und Kohärenz der Bilder und Sprache abzustimmen – eine mühselige Prozedur. Aber dann, wenn man es zu Ende gebracht hat, zahlt es sich aus (man vergleiche die erste Version dieses Sonetts mit dieser).(PS: Eine Überarbeitung der Website steht an; hinzukommen einige persönliche Veränderungen, auf die ich mein längeres Schweigen schieben möchte – […]
Das mit dem Bewerben muss ich noch lernen. Die Veranstaltung in Finsternis ist übermorgen. Wird ein besonderes Erlebnis. Meine drei Kollegen Constantin Schwab, Julia Krammer und Ida Leibetseder lesen Texte, ich funke mit Lyrik dazwischen – zum Thema: Licht und Schatten – es beginnt um 20 Uhr in der Mariengasse 1 im 17. Wiener Berzirk. (Entschuldige mich für die lange Ruhepause auf der Website, die bald erneuert wird). Bis bald!
E lö ssonnä nümehro troa – man sieht, dass ich in meinen Jahren in Wien nichts von meinem Französisch verlernt habe. Die Tiefe dunkelt. Raubt der Sicht das Licht.Und Tiefe munkelt: „Hier verschling‘ ich dich!Versetze deinem Herz den Schattenstich,bis dir entquillt, was ich mit Herz vernicht‘!“ Befürchtet sie die hellen, heißen Flammen,die stäubend reißend ihr Geschwärz zergleißenund blendend weiß – durch sie – das Dasein spleißen,dem lodernd alle Formen ganz entstammen. Und so erleben wir, was uns zerreißt:Dass zwei Extreme sich in eins verdichtenund es, in uns geliebt, uns jetzt befreit. Was uns vereint ist wohl, was „Leben“ heißt:Dass sich aus einem zwei unendlich schichtenund es zuhöchst getrennt zutiefst gedeiht.
Sonnet Nammba tuh – oder wie auch immer man auf Englisch schreibt. „Erhöh‘ auf Höchste mich, du meine Tat,und lass den Mensch in mir mein Opfer sein;damit das Volk im meines Leidens Scheindas Gute spürt, weil Böses ständig naht.“ „Gekreuzigt willst du diese Welt verlassen?Und ewig allen eine Wahrheit bleiben?Verneinen, was du bist, und sie doch treiben?Mein blindes Kind! Auch du wirst einst verblassen.“ „Drum muss ich alle Dunkelkraft verlichten!“„Weil Licht ja ohne Schatten nichts vermisst?“„Dem schwarzen All will ich entgegenpflichten!“ „Wie endlich du für dieses Werden bist.“„Auch and’re wussten sich aus Gott zu richten!“„Und auch, dass Gott sich ohne Mensch vergisst.“
Sonette sind nach wie vor eine Herausforderung; und die beste Schule. Sie zwingen dir einen Rhythmus auf, dem du dich zu knechten hast – damit du dich der fast heiligen Form des Sonetts bedienen darfst. Es folgen in den nächsten Wochen einige meiner Versuche. die Todeswellen brechen und zerberstenum alles Land, noch bis ins letzte Hauszerströmen, greifen, reißen sie es ausund hinterlassen Welt für die einst ersten Entdecker und Gebärer einer Kraft,die aus dem Chaos Ordnung schafft gewaltig;der Kinder wegen, Leben, mannigfaltig,und Dasein feiert mit dem reinsten Saft aus bittersüßen Wurzeln tiefster Erden –denn im Verfall versteckt sich neues Werden –um irgend dann, nach Blütenpracht erschlafft, in das, was ewig jetzt so vielgestaltigsich selbst verformt, zurückzukehren, rausaus vollstem, höchsten Sein […]
Da gleitest du vorbei,du junge, wilde Schöne.Vor dir,an einer Leine,ein kleiner Hund, der tänzelt;und hinter dirstürzteinzig die Wirklichkeitzusammen:An jedem deiner so sinnlichen Schrittetanzt du Weiblichstesin die Welt hinein;mit wehenden Lockenund weichglatter Haut,formte wohl sicheine Göttin dich –die du jetzt auch noch mich:erblickst – !Mit deinen dunklen Augenpeitschen Fesseln auf mich ein! –dass ich, am Pranger meiner Blöße, sobeginne,lautlos nach dir zu schrei‘n.
Fernste, glasige Fremde glitzertim Hauchestanz um Hautenweltan den Gefühlsgrenzen,hinter denen noch ein Anderherzschimmerschlagend klirrt. SchwingungsstößewerdenMelodiestöhnen, dasaus zungender Lippenlustan Lustlippen kitzelnd zuckt und bebt,und stößt und nimmt und wollen lässt, vereintim Körperklaffen zwei,die sich entblößend treiben,bisdurch schattigen Orgasmusglanz der beidenGeborgenheit schillert. Doch schonschlafflüchtet sieaus ihrem Blößeliegen;und ersehnsuchtet, trotzihrer Jetztnähe.